Berichte vergangener Expeditionen und Bergreisen
Seit unseren letzten Eintrag ist gut ein Jahr vergangen. Es war eine Zeit der Transition aus der Pandemie hinaus zu extremer Inflation, gerade im Bereich der Reisen, zurück in den normaleren Trekking- und Expeditionsalltag. Viele Bergtouren, Expeditionen und Gipfelgänge später finden wir endlich die Zeit, unseren Blog zu reaktivieren und zu reflektieren. Wir fangen an mit einem Rückblick von 2022 bis ins Jahr 2023 hinein:
- Karakorum Expeditionen
- Ama Dablam Tragödie und Erfolg
- Südamerika Touren, Aconcagua
- Antarktis Neujahr 2023
Dies ist eine Auswahl der für uns wichtigeren Bergtouren. Generell haben wir früher recht regelmäßig auf diesen Blog berichtet, jedoch mit dem Wandel zu Sozialen Medien und der immer besseren Konnektivität können einerseits wir schneller ein Post mit Bild senden (Instagram, Facebook), anderseits Teilnehmer direkter mit Freunden und Bekannten daheim kommunizieren.
1. Karakorum Expeditionen
Wir hatten einige kleine Touren für das Baltoro Trekking und Expeditionen zum Broad Peak und Gasherbrum I&II zusammengelegt, um uns als gemeinsames stärkeres Team gut zu akklimatisieren. Die 2022 Saison im Karakorum jedoch fing mit Herausforderungen der Visumsvergabe an, da Pakistan infolge der Pandemie ihren Prozess digitalisiert hatte und mit Öffnung und Flüchtlingsstrom aus Afghanistan das System komplett überlastet wurde. So lernten wir das Deosai Plateau kennen, um ums auf 4000m zu akklimatisieren während letzter Teilnehmer ankamen. Es folgte ein recht zügiges Trekking ins Baltoro. Im Anschluss kletterten einige 8000er-Anwärter mit Expeditionsleiter Felix Berg auf den Pastore Peak, ein 6000er mit wunderschöner Aussicht auf die Giganten des Karakorums vis-a-vis zu Broad Peak und K2. Früher wohl häufiger begangener als heutzutage ist der Pastore Peak sicherlich kein einfacher „Trekkingberg“ (auch wenn so bezeichnet) und eine klassische Besteigung erforderte gute Hochtourentechnik.
Nach einer weiteren Akklimatisationsrunde ging es bei den 8000ern an die Gipfelgänge. Erkältungssymptome verbreiteten sich leider in den Basislagern direkt vor/um diese Gipfelgänge. Während andere Expeditionen lieber verklärten, dass sei normal in der Höhe, testete unser Expeditionsarzt Tom fleißig und fand bei sich selbst und später in Skardu bei weiterem Teilnehmer positive Covid-19-Ergebnisse. Nun, ganz vorbei war die Pandemie da noch nicht und die Auswirkungen einer Atemwegserkrankung in der Höhe sollte man nicht unterschätzen. Kurz nach (negativ getesteten) Husten half Felix bei der Eröffnung der Route und erreichte am 21. Juli 2022 den Gipfel des Gasherbrum II ohne die Benutzung künstlichen Sauerstoffs. Am Broad Peak endete derweil ein aussichtsreicher Versuch von Andy, einem Teilnehmer unseres Teams, mit einer Rettungsaktion am Sattel, um anderen Bergsteiger in starkem Kraftakt zu helfen. Dann doch schon recht müde erschwerten uns starker Regen, folglich weggeschwemmte Brücken und Wege und schwierige Bergpfade, unseren Rückweg nach Skardu (zum Glück ging dann der Flug nach Islamabad) zu vollverdienter Ruhe.
2. Ama Dablam Tragödie und Erfolg
An der Ama Dablam hatten wir im Jahr 2022 zusammen mit starkem Sherpa-Team aus Nepal unsere Teilnehmer organisiert. Die Route wurde Mitte Oktober Richtung Gipfel fixiert als zu unseren beteiligten persönlichen Sherpa-Guide die tragischen News kam: „Mingma ist Tod“. Er war im Camp 3 auf 6000m nach einem anstrengenden Tag in der Nacht plötzlich gestorben. Die Bergung erfolgte per Helikopter und in Kathmandu wurde eine unerkannte Herzerkrankung als Ursache vermutet. Leider passieren solche Dramen allzu häufig und gerade bei den Sherpas werden sie kaum erwähnt. Traurig ging es zurück ans Bergsteigen. Teilnehmer unserer zweiten kleine Expedition im November konnten unter Anleitung von Pasang RInzee Sherpa, IVBV-Anwärter und SummitClimb-Guide, zuerst Island Peak und dann Ama Dablam besteigen. Das Bergsteigen ist und bleibt trotz aller Tragödien ein zentraler Lebensinhalt für viele von uns, für die häufig starkbetroffenen Sherpa ein birgt es einen guten Lebensunterhalt. Die nächsten Touren ins Khumbu stehen auch schon wieder an, Baruntse, Island Peak und speziell zur Ama Dablam.
3. Südamerika Touren & Aconcagua
In den Anden zieht es die meisten Summit-Sammler zum Aconcagua, entweder im Rahmen ihres Seven Summits Projekts oder um technisch einfach die Höhenluft nahe 7000 Metern zu schnuppern. Es liegen viele weitere einfache wie anspruchsvolle 6000er und 5000er in den Anden. Endlich könnten SummitClimb-Teams in 2022 wieder nach Perú reisen. Dort glückte die beliebte Alpamayo Besteigung (und in 2023 hat die Saison auch schon erfolgreich begonnen). Die peruanischen Anden sind sehr stark dem Klimawandel ausgesetzt. Zusätzlich zu den vielen steilen und technisch anspruchsvollen Wegen in den „Weißen Kordilleren“ führen weicher Schnee, Seracs, und Wechten dort zu besonderen Herausforderungen in den Bergen. Gemäßigter geht es in Ecuador zu, wo wir 2022 wieder entlang der Strasse der Vulkan reisen konnten. Auf dem wunderschönen Cotopaxi (aktuell gesperrt, da aktiv) stand von uns eine Gruppe, jedoch am Chimborazo, dem höchsten Berg Ecuadors, mussten sie der akuten Lawinengefahr weichen. Weiter südlich, am höchsten Berg von Südamerika, beginnt die Saison zum Jahresende und das Jahresende 2022 hatte es in sich: Sehr viel Schnee am ansonsten ziemlich trocknen Berg. Dies traf unsere erste von drei Gruppen am Aconcagua in der Wintersaison 2022/23. Unser wertvollstes Ziel, alle Teilnehmer gesund heimzubringen, konnten wir in einer insgesamt von vielen Unfällen überschatteten schwierigen Saison erreichen. Der Aconcagua ist mit seinen fast 7000 Metern Höhe nicht zu unterschätzen und auch wenn die Route trocken einem mittelschweren Wanderweg entspricht, kann sich die Situation bei Vereisung und in den häufig vorkommenden starken Winden schnell ändern. Die Grenze zwischen klassischer Trekkingreise und eine Expedition zum Höhenbergsteigen findest Du bei einer Aconcagua Besteigung an.
4. Antarktis 2023 Neujahr
Mount Vinson: Nach Corona-bedingter Schließung aller Antarktistouren in 2020/21 und Unsicherheiten 2021/22 seitens chilenischer Regeln für europäische Reisende war es nun endlich so weit. Zu Weihnachten begann die lange Reise zur Antarktis, erst nach Südamerika über Santiago de Chile nach Punta Arenas, dann nach Quarantäne- und Vorbereitungstagen mit der 757 von ALE / Island Air zum Union Glacier, der Hub für touristische Aktivitäten in der Westantarktis. Zum Mount Vinson, als höchster Berg der Antarktis einer der Seven Summits und damit primäres Ziel dieser Expedition, führte ein weiterer knapp 1-stündiger Flug ins Basislager, von wo ein mit Wegfahnen, Fixseilen an allen Steilstellen und selbst regelmäßigen Urinlöchern (Pflicht minimale Verschmutzung zu hinterlassen) gut präparierter Gletscherweg weiterführt. Wir hatten Glück mit sehr milden Temperaturen um -15°C bis -30°C und einen weitestgehend windfreien und sonnigen Aufstieg und Gipfelgang: Das Neujahr 2023 feierten wir im Low Camp des Vinson, zum 3. Januar stand das gesamte SummitClimb-Team auf dem Gipfel. Am 4. Januar stiegen Felix Berg und Magdalena Wilczeck noch auf den Mount Shinn, der dritthöchste Berg der Antarktis. Anschließender Nebel verhinderte weitere Touren in der Sentinel Range, jedoch gewannen wir durch verpassten Rückflug nach Punta Arenas einige extra Tage auf der Antarktis statt der eingeplanten Reservetage in Patagonien. Die Tage bei Union Glacier wurden mit Skilanglauf, Fat-Bike-Fahren, einem Besuch der umliegenden Felsen und Eisdünnen und einer weiteren Bergtour, der Überschreitung des Mount Rossmann, genutzt. Unser Rückflug nach Punta Arenas ging dann gerade so, dass wir die Anschlussflüge nach Europa pünktlich bekamen.
Diese Antarktis Expedition war ein gebührender Auftakt in die 2023-Expeditionssaison. Erste weitere Expeditionen im Frühjahr nach Nepal und im Sommer nach Peru sind inzwischen auch schon vergangen: …sofern wir vor lauter Bergsteigen die Zeit finden, dann planen wir demnächst auf diesen Blog wieder von einigen unserer größeren Unternehmungen in den Bergen zu berichten.