SummitClimb News Blog

Summit-Blog: Expeditionen, Klettern, Trekking, Ski, vom Kilimandscharo bis zum Everest, gemeinsam zum Gipfel. News von unterwegs.

SummitClimb News Blog
AktuellHimalayaMount Everest

Fehlverhalten am Mount Everest

Text: Felix Berg, Everest-Besteiger & Expeditionsleiter

Die drei professionellen Bergsteiger Ueli Steck, Simone Moro und Jonathan Griffith erreichten am Everest mit einer Streiterei und anschließender Schlägerei große öffentliche Aufmerksamkeit. Bei jedem Streit sollte man beide Parteien anhören und eine englischsprachige Zusammenfassung der Sicht der Sherpas befindet sich auf dem Blog von Alan Arnette.

Ob die drei Bergsteiger tatsächlich knapp einem Lynchversuch entgangen sind (O-Ton der drei Profibergsteiger: „Sie wollen uns töten.“) oder es sich um eine Auseinandersetzung mit Handgreiflichkeiten und Drohungen handelte, lässt sich nicht umfassend klären. Jedoch erscheint, dass zu den Streitigkeiten das Verhalten der drei Bergsteiger beigetragen hat. Falls man gegen eine klare Vereinbarung (diese existierte und lautete: während des Fixierarbeiten klettert dort niemand außer dem Fixierteam der Sherpas) verstösst, auch wenn man nicht von dieser Kenntnis hat, ist das falsch. Im Eisklettern zu überholen gefährdet die untere Seilschaft und würde auch im Alpenraum zu Unmut führen, insbesondere falls die gefragte langsamere Seilschaft dies ausdrücklich nicht möchte.

Bei der folgenden Streiterei am Fixseil hat Ueli Steck einen Sherpa angefasst – vielleicht gut gemeint, aber das wurde so nicht aufgefasst – und Simone Moro beschimpfte ausfällig, auch auf Nepali, die Sherpas, welches auf Simone Moros Blog (Zitat: „Simone swore at the lead climber as is the natural reaction when faced with this aggression“) als normale Reaktion bezeichnet wird. Die Sherpas verließen die Szene und stiegen ab. Im Anschluss der Sherpas ihre Arbeit fertigzubringen, wurde sicherlich nicht dankend sondern als zusätzliche Demütigung empfunden.

Nun rechtfertigen diese Tatsachen in keiner Weise das anschließende Verhalten der Sherpas, die im Lager 2 die drei Bergsteiger angriffen.

Erstaunlich ist jedoch, dass Ueli Steck im Interview mit dem Migros-Magazin aussagt: „Wir haben am Berg nichts falsch gemacht.“

Insgesamt bekommt man bei den Aussagen von Simone Moro und Ueli Steck den Eindruck, es handele sich um einen willkürlichen gewalttätigen Angriff, unterschwellig den Sherpas ein verletztes „Ego“ suggerierend, zu dem kein eigenes Fehlverhalten beigetragen hat. Man sollte „Stolz“ nicht mit „Ego“ verwechseln und sich überlegen, wer vor, bei und nach dem Streit egoistisch handelte.

Nachdem im Basislager eine Aussprache gehalten und eine Einigung getroffen wurde, sich die Sherpas wieder auf 8000m Höhe bei ihrer Arbeit befinden, ist es Schade zu lesen wie einige Einzelne nun die Geschichte einseitig in die Öffentlichkeit tragen. Leider entsteht durch die Öffentlichkeitsarbeit der drei Alpinisten ein falscher Eindruck von Nepal, dem Everest und den Sherpas, die dort arbeiten und leben.

Eigentlich hat diese Geschichte schon viel zu viel Aufmerksamkeit bekommen, doch sofern die Presse in der Schweiz, allgemeiner im deutschsprachigen Raum so einseitig der Berichterstattung folgt, soll dieser Beitrag helfen, dass man wahrnimmt: Ein Streit hat immer zwei Seiten.

Ohne das Verhalten von ungefähr 6 Aggressoren unter den Sherpas zu verschönern oder gar zu rechtfertigen, ohne die Mop-Dynamik zu vereinfachen, folgt doch ein Fazit aus den bekannten Tatsachen und der jetzigen medialen Ausbreitung:

Drei großartige Bergsteiger scheiterten (und scheitern) am Everest an ihrem Fehlverhalten.

SummitClimb.de

SummitClimb - Dein Anbieter für Expeditionen, Klettern, Trekking, Skitouren. Weltweit in die Berge - gemeinsame Abenteuer erleben. Gemeinsam zum Gipfel.

Schreibe einen Kommentar