SummitClimb News Blog

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Ruwenzori

Ruwenzori 2009

Am Ruwenzori 2011 werden wir im Februar die klassische Runde in Uganda begehen (11 Tage Trek), bieten dabei aber für Bergsteiger eine umfangreiche Verlängerung an. Dabei ist dann das Hauptziel den Mount Stanley (5109m) zu besteigen, nach Möglichkeit aber auch noch etwas die Gipfelregion zu explorieren.

Die letzte Gipfelüberschreitung Alexandria-Mageritha am Mount Stanley haben wir 2009 versucht. Anlässlich dieser Tour hier der damalige Eindruck des Expeditionsleiters Felix Berg:

In einem kleinen Team mit den zwei Teilnehmern Detlef und Robert gelang uns 2009 die Überschreitung des Ruwenzori, von West nach Ost, aus dem Kongo nach Uganda. Anfänglich, als die Idee geboren wurde, am Ruwenzori Massiv die Besteigung des Mount Stanley (5109m), dem dritthöchsten Berges Afrikas, mit einem Gletscherkurs zu verbinden, hatten wir die Standardroute von Uganda geplant. Doch bei einem Gespräch mit Robert, auch ein vielgereister Abenteurer, stellten wir fest, dass uns der entlegene Kongo reizen würde, wo noch keiner von uns war. In dem kleinem Team war das umsetzbar, wir alle flexibel eingestellt, und so machte ich mich an die Planung der Aufstiegsroute über die entlegene kongolesische Seite.

Das größte Wagnis des Unternehmens lag dabei in der politischen Unsicherheit der Demokratischen Republik des Kongo, sowie der ungeklärten Lage des Grenzübertritts nach Uganda. Ich war vorzeitig über Kenia nach Uganda angereist und hatte dort mit Regierungsbeamten gesprochen, um den Grenzübertritt abzuklären. Die Lage im Kongo war zwar ruhiger geworden, wurde aber immer von vielen Einheimischen als heikel eingeschätzt. Es gab aber schon wieder funktionierenden Handel und LKW-Firmen, die den Ost-Kongo belieferten, die Straßen zum Ruwenzori waren passierbar. Über einen befreundeten Straßenbau-Unternehmer fand auch eine Mietwagenfirma, deren Wagen wir in den Kongo überführen konnten.

Nachdem Detlef und Robert ankamen, quartierten wir eine Nacht im Altkolonalien Speke Hotel im Zentrum von Uganda und fuhren dann über den Bwindi Imperial Nationalpark zum Gorilla Trekking und am Queen Elizabeth Park vorbei Richtung Kongo. Der Grenzübergang entsprach einem Schritt zurück in der Zeit: vom Teer auf Sandpisten, leere und einsame Straßen. Wir heuerten eine Sicherheitskraft an, die uns auch dem Weg zeigte. Letztendlich bewegten wir uns aber nur auf 150km auf kongolesischen Straßen bis wir den Fuß des Ruwenzori und damit relative hohe Sicherheit erreicht hatten.

 gorilla-im-bwindi-nationalpark.jpg Silverback Kitungura Gruppe – Bwindi

Eine offizielle Erlaubnis des Nationalparks für die Überschreitung konnten wir nicht erringen, aber ein Verbot konnten wir dem Offiziellen auch nicht entnehmen. Gesprochen wurde eine lokale Sprache, das überregionale Kisuaheli, und bei einigen wenigen Offiziellen auch Französisch. Mit einen, schwer aufzutreibenden englischsprachigen, Ranger und 6 Trägern gingen wir dann den Berg rauf. Die erste Tagesetappe verlief durch Plantagen, dann durch tiefen und unberührten Regenwald, zu einer erstaunlich gut ausgerüsteten Hütte. Am zweiten Tag erreichten wir lichtere Wälder und dann am dritten Tag die letzte Hütte (auf ca. 4000m Höhe). Der Weg und die Hütten würden den Schildern nach alle unter Aufsicht der WWF, gesponsert durch die EU erbaut oder neulich renoviert – endlich mal sinnvoll angelegte Steuergelder!

ruwenzori-kiondo-hut.jpg Kiondo Hütte – Kongo

Die Lage der letzten Hütte mit Blick auf die Westflanken des Ruwenzori Massives ist einmalig: Die Berge brechen steil ab, in eine unberührte Berglandschaft, während unter einem die Regenwälder des Kongo bis in den Horizont reichen. Dort hört die relativ gute Infrastruktur auf, sodass wir am nächsten Tag einen kleinen Pfad durch den unglaublichsten hochalpinen Wald folgten. Riesensenezien (am Mount Kenia und Kilimandscharo nur in kleinen Gruppen vorhanden) wuchsen bis zu 7m hoch, bildeten ganze Wälder, durch die wir uns hindurch wühlen mussten! Auf 4500m Höhe einsam und wild, diese Landschaft! Ein kleiner glasklarer See bot sich zum Baden an. Nach kleiner Pause, einem sehr kurzen eisigen Bad, stiegen wir steiler über Geröll und Steine zum Biwak. Nach zwei Tagen Gletscher- und Steigeisentraining waren wir fit und akklimatisiert genug, um den Übergang nach Uganda über die Hauptgipfel zu wagen.

ruwenzori-kongo-gletscher.jpg ruwenzori-sonnenaufgang-ueber-kongo.jpg Training am Gletscher und Aufstieg mit Blick über den Kongo

Der Aufstieg begann früh morgens im Dunkeln. Wie geplant erreichen wir mit Sonnenaufgang ein zuvor während des Trainings eingerichtete Materiallager. Zum Pass hin wurde der Gletscher breiter, mit einiger Spaltengefahr, sodass wir uns anseilten. Auf der Passhöhe überquert man auch die Grenze von Kongo nach Uganda. Der Fernblick über das kongolesische Becken, den gigantischen Regenwaldflächen, war umwerfend! Entlang eines ausgesetzten Grats folgten wir zum ersten der drei Hauptgipfel des Ruwenzori: zum Peak Alexandria (5092 m). Meist gingen wir parallel, aber eine ausgesetzte Kletterstelle im 2.UIAA Schwierigkeitsgrad sicherte ich Robert und Detlef nach. Kurz vorm Hauptgipfel musste man einmal kurz 5 Meter Abseilen. Dort rutschte Robert aus und verstaucht sich den Fuß. Es sah nicht so schlimm aus, sodass wir erst noch weitergingen. Aber auf den letzten Aufschwung verzichtet Robert dann. Schnell überkletterte ich den letzen Eispilz, eine etwas heikle Angelegenheit, holte Deltef nach, und wir stehen auf dem Gipfel des Peak Alexandra (5092m).

peak-alexandria-gipfel.jpg Gipfelerlebnis – Peak Alexandra (5092m)

Aufgrund von Robert’s Verletzung brechen wir die Überschreitung zum nächsten Gipfel, dem noch höheren Peak Mageritha (5111m) ab, und steigen Richtung Uganda ab. Wir merkten, dass seine Verletzung leider doch ernster war. Die schweren und steilen Stücke den Grat hinunter halfen wir uns gegenseitig und kamen nur langsam voran. Dann zog auch noch Nebel und schlechtes Wetter auf. Auch ich kannte den Abstieg nicht und bei gelegentlich aufziehender Sicht sah das Gelände unter uns sehr steil aus. Ich erblickte den Bujuku See, an seiner Form, und das Gelände sah machbar aus. Aber es stimmt überhaupt nicht mit dem Führer überein und den Wegkoordinaten. Ich rief über das Satellitentelefon die GPS-Daten ab, aber auch das half nicht viel weiter. Nach zwei Stunden irren, bei den wir den Weg für die Elena Hütte suchten, entschied ich mich für den Bujuku Abstieg, den ich zuvor kurz gesehen hatten. Wir waren inzwischen im konstanten Nebel mit maximal 20 Meter Sicht. Robert kämpfte sich mit zwei Stöcken mutig den Berg hinab. Meist half Detlef ihm, während ich vorneweg den besten Weg erkundete. Jedoch weit und breit keine Hütte in Sicht! Wir kamen an einem kleinen See mit Flusslauf vorbei, und es wurde langsam dunkel. Nach Karte sah dies jedoch gut aus, einem kleinen Ausflugsziel ab dem Bujuku Lager, jedoch wurde es zu dunkel. Nach fünfzehneinhalb Stunden unterwegs biwakierten wir auf 4400m auf einer kleinen Wiese.

Am nächsten Tag erreichten wir sehr erschöpft am frühen Nachmittag das Bujuku-Lager. Die Elena Hütte hatten wir total verpasst. Wir waren den direkten Abstieg vom Gipfel gegangen, der von lokalen Führern im Notfall benutzt wird – deswegen also die Spuren und gelegentlichen Markierungen. Die abseitsgelegene Elena Hütte, höher und weiter südlich gelegen, hatten wir so nicht gefunden (und der Abstieg ist wohl auch nicht leicht). Robert war nun zu müde, sein Fuß zu verletzt, um weiterzulaufen. So bestellten wir mit dem Satellitentelefon die Rettung. Doch statt eines erhofften Helikopters kamen nur Träger (insgesamt 41), und es folgte ein weiterer 16-Stunden-Marathonmarsch über drei normale Tagesetappen. So kamen wir zum wartenden Notfallwagen. Von dort ging es rasch nach Kampala. Die Diagnose: zwei gerissene Außenbänder, ein kaputtes Innenband, doch waren die Knochen zum Glück unbeschadet. Die Überschreitung zog noch etwas Bürokratie nach sich, namentlich die ungewöhnliche Grenzüberschreitung (ohne Posten und Stempel), was sich aber gut regeln lies. Uns ging ein extra Tag Bergsteigen verloren, aber angesichts des glücklichen Ausgangs waren wir, insbesondere auch Robert, mit der Tour sehr zufrieden.

Trotz des Unglücks war die Tour mit der Ruwenzori Überschreitung für unser Team ein einmaliges Erlebnis! Für mich als Leiter war diese spannende Bergreise eine ganz besondere Expedition mit wirklichem Neuland-Charakter. Mit der unbeschreiblich schönen Natur, dem freundlichen Uganda, der Einsamkeit und der unberührten Landschaft des Kongo hatten wir eine perfekte Abenteuerreise hinter uns!

Nun bietet sich 2011 die Möglichkeit die verpassten Gipfel (Mageritha) am Mount Stanley nachzuholen. Die nächsten Reisen nach Uganda, zum Gorilla Tracking & Ruwenzori Trek mit optionaler Besteigung des Mount Stanley:

28.01.- 12.2.2011 Bergsteiger Expedition (Trek nur bis zum 7.2.2011).

Ruwenzori 2011 Expedition

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